Racial Profiling: ein Dokumentarfilm von Raccardo Valsecchi
“ID–Without Colors” ist ein Dokumentarfilm begleitet von einer Fotoausstellung, die darauf zielen die Aufmerksamkeit auf Racial Profiling in Berlin zu lenken. Sie geben Menschen eine Stimme, die wegen ihrer Hautfarbe oder zugeschriebenen Herkunft eine Kontrolle erleiden könnten. Des Weiteren wurden Interviews geführt mit Aktivist_innen, Anwält_innen, Politiker_innen, Wissenschaftler_innen sowie mit offiziellen Sprecher_innen der Polizei mit dem Schwerpunkt auf der Hauptstadt Berlin.
Am 27. Februar 2012 wies das Verwaltungsgericht Koblenz die Klage eines Schwarzen deutschen Mannes ab, der sich gegen eine Kontrolle im Zug gewehrt hatte. Das Verwaltungsgericht entschied, dass die Bundespolizei Zugreisende auf bestimmten
Strecken ohne konkreten Verdacht kontrollieren und nach ihrer Hautfarbe auswählen darf. Das Urteil droht ein gefährlicher rassistischer Präzedenzfall zu werden.
Auch in Berlin gehört Racial Profiling zur Tagesordnung. Aus aller Welt kommen Menschen in die deutsche Hauptstadt, um die künstlerische und kulturelle Atmosphäre der Stadt zu genießen. „Berlin ist multikulti“ ist das Image, das sich die Hauptstadt auf die Fahne geschrieben hat. Die Realität ist komplizierter.
Unter den 3.451.000 Bürger_innen der deutschen Hauptstadt haben ca. 1.000.000 (ca. 29%) eine Migrationsgeschichte. Mit 300.000 Menschen mit türkischer Migrationsgeschichte ist Berlin die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei. Die meisten Menschen mit Migrationsgeschichte leben in den ehemaligen West-Berliner Ortsteilen Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg und Wedding. Diskriminierung bedeutet für sie vor allem wirtschaftliche und soziale Benachteiligung.
Des Weiteren wird die lokale Bevölkerung aufgrund von Gentrifizierungsprozessen an die Randbezirke des ehemaligen Ost-Berlins gedrängt, bei denen der Migrant_innenanteil weniger als 5% beträgt. In Bezirken wie Marzahn, Lichtenberg und Hellersdorf, wo der Einfluss der rechtsradikalen Nationaldemokratischen Partei (NPD) – einer Partei, die auf ihren Wahlplakaten 2011 mit der Nazi-Parole „Gas geben“ für die Abgeordnetenwahl in Berlin für sich warb – immer größer wird und die Spannung zwischen deutschen Staatsbürger_innen mit und ohne Migrationsgeschichte täglich zunimmt. Während die Behörden einerseits ausländischen Touristen raten diese Gebiete nicht zu besuchen, leugnen sie andererseits das Vorhandensein von Racial Profiling.
So fordert der Migrationsrat Berlin Brandenburg 2010 im Landesaktionsplan gegen Rassismus und ethnische Diskriminierung die Abschaffung von Racial Profiling, was bislang jedoch abgelehnt wird, da es laut Berliner Innenverwaltung kein Racial Profiling in Berlin gibt.
Bereits seit 2002 haben Beratungsstellen für Opfer rassistischer Gewalt – wie ReachOut – eine Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt – KOP – ins Leben gerufen und seit dem in einer berlin weiten Chronik über 150 Fälle rassistischer Polizeigewalt dokumentiert.
English summary:
On March 27, 2012 the administrative court of Koblenz, in western Germany, dismissed a complaint by a black German man who was asked to show his papers while travelling by train. The judges ruled that skin color was reasonable grounds on which to carry out ID checks. Portraits of people with not-German ethnicity, who are living in Berlin, the capital city of Germany, while showing their ID–or an equivalent document.