“Mit so einem ‘Araber’ ist nun mal alles ganz anders”
“Mit so einem ‘Araber’ ist nun mal alles ganz anders” |
Telefonnotiz
Die Zeugin des Polizeiübergriffes am 8. Januar am Marienplatz über den Anruf eines Polizisten Am 16.2.2011 wurde ich um 10:53 Uhr von der Polizei auf dem Handy angerufen. Ich war gerade auf der Arbeit und soeben von einer Besprechung zurück. Zwei Kolleginnen von mir können das Gespräch von meiner Seite aus bezeugen, da sie während des Gesprächs mit mir in einem nicht großen Raum saßen. So bekamen sie das Gespräch automatisch mit.
Der Polizist rief mit einer unterdrückten Rufnummer an, allerdings stellte er sich mir zu Beginn des Gesprächs namentlich vor. Leider fragte ich zum Ende des Gesprächs nicht noch einmal explizit nach dem Namen und kann mich demnach nicht an den Namen erinnern. Allerdings bin ich mir sicher, da ich u.a. ein sehr gutes Stimmengedächtnis habe, dass dieser Mann bei dem Vorfall am 8. Januar bereits mit mir gesprochen hatte. Der Polizist wollte mich auf die Vorladung hinweisen, die mir am Tag darauf zugesendet werden würde. Aber das war nicht das einzige Ziel des Gesprächs, denn er bat mich, mit ihm über den Vorfall zu reden. Ich war zu perplex ablehnend zu reagieren und ließ mich auf das Gespräch ein. Der Polizist sagte, er sei ja nicht bei dem Vorfall dabei gewesen, aber dass man das alles auch anders sehen könne. Ich fragte ihn, was man denn sehe, wenn man nicht dabei gewesen ist. Darauf hatte er keine Antwort. Statt dessen sprach er immer wieder von “dem Araber”, der nun einmal anders handele als andere. Mit so “einem Araber” sei nun einmal alles ganz anders. Ich verstand nicht, was seine Ausführungen mit dem von mir zu bezeugenden Vorfall zu tun hatten und das sagte ich auch. Dann meinte er, mit einem Ausländer werde nun einmal anders verfahren; dass man die Reaktion der Polizisten verstehen müsse, wenn ein Ausländer einen München Pass vorzeigt. Abgesehen davon, dass sowohl mein Freund als auch ich zu jedem Zeitpunkt jedwedes Dokument bereit waren zu zeigen, ist mir schleierhaft, dass das Vorzeigen eines München Passes ungezügelte Gewaltanwendung durch Polizisten rechtfertigt. Der Polizist wollte mich davon überzeugen, dass ich die Sachlage falsch einschätzte. Als ich sagte, dass mich die ganze Sache fix und fertig mache (einzig und allein meinte ich damit das Verhalten der Polizei!), ließ er durchscheinen, dass ich eine schwache Person sei. Ich weiß nicht, was er damit genau bezweckt hat. Dazu könnte ich nur spekulieren. Auf jeden Fall wollte er mich einschüchtern und manipulieren. Außerdem meinte er, dass es von meiner Seite “ein Schmarrn” sei, als ich auch bei ihm noch einmal betont bemängelte, dass sich die Polizisten uns nicht vorstellten: “Dass ist doch klar, wenn sie in Uniform sind”. Immer wieder wollte er mich davon überzeugen, dass man den Vorfall anders sehen müsse. Dazu griff er verschiedene Punkte auf, von denen er meinte, dass man sie auch anders sehen könne (ja, z. B. wenn man nicht dabei war …). Zum Beispiel, dass die Polizei nicht ohne Grund auf meinen Freund und mich aufmerksam wurde. Ich sagte daraufhin, dass es ein Missverständnis gewesen sein muss und dass es doch einen Ausweg aus einem solchen geben müsse. Denn natürlich kann es zu Missverständnissen kommen. Mir geht es darum, dass es möglich sein muss, ein Missverständnis aufklären zu können. Der Polizist suchte indessen nur den weiteren Verlauf zu rechtfertigen, meinte, mein Freund habe ja schon einmal Widerstand geleistet und wiederholte diesen Umstand mehrfach. Der Polizist wollte mir das Charakterbild “des Arabers” aufzeigen und ob ich meinen Freund nicht völlig falsch sehe. Er wollte mich ganz sicher damit einschüchtern. Ich ließ mich allerdings weder einschüchtern noch manipulieren, denn sonst müsste ich lügen. Das betonte ich auch, dass ich doch nicht lügen könne. Ich bin Zeugin von blind brutalem Vorgehen von Polizisten geworden, ich weiß was ich gesehen, was ich empfunden habe. Nicht mehr und nicht weniger. Ich weiß, dass die gesamte Situation völlig meinem Rechtsverständnis widerspricht. Ich wüsste als Betroffene nicht, wie man das anders sehen könnte. Ich habe den Eindruck, dass der Polizist selbst den Vorfall nicht zu fassen vermag, im Grunde genauso wie ich, nur dass er die anderen Polizisten auf Teufel komm raus zu verteidigen sucht. Es war (um den Polizisten im Ansatz keine böswillige Absicht zu unterstellen) ein Missverständnis, welches die beteiligten Polizisten nicht klären konnten oder wollten. Es gab kein zurück, die Sache musste zu Ende gebracht werden, wie die Polizisten sie sich vorgestellt hatten. Das gilt es von Seiten der Polizie nun zu rechtfertigen, scheinbar mit allen Mitteln. |