Rassistische Gewalt in Frankfurt am Main:Bahnpersonal unter Rassismusverdacht

Neues Deutschland, Berlin-Ausgabe vom Freitag, 1. November 2013, Seite 6

 

 

Bahnpersonal unter Rassismusverdacht

Grünen-Abgeordneter Daniel Mack erhebt Vorwürfe

Das Sicherheitspersonal der Bahn soll einen afrikanischen Schwarzfahrer misshandelt haben. Nun ermittelt die Bundespolizei gegen die Mitarbeiter und den Mann.

Von Aert van Riel

Daniel Mack reagierte schnell. Als fünf Sicherheitsmitarbeiter der Deutschen Bahn einen jungen afrikanischstämmigen Mann am Frankfurter Hauptbahnhof auf den Boden gedrückt hatten, machte Mack ein Foto mit seinem Mobiltelefon. Nicht wissend, dass Mack für die Grünen im hessischen Landtag sitzt, soll er darauf hin von einer Security-Frau als »Nigger« beschimpft worden sein. Ein Mann aus der Gruppe soll versucht haben, ihm das Mobiltelefon wegzuschlagen. Außerdem beschuldigt Mack die Sicherheitsleute, den Afrikaner mit einem Schlagstock attackiert zu haben. Das einzige Vergehen des Opfers war offenbar, dass er sich keinen Fahrschein gekauft hatte. Zudem behauptet die Bahn, er habe versucht, die Sicherheitsleute »mit Kopfstößen zu verletzen«.

Der 27-jährige Mack, dessen Vater aus Sri Lanka stammt, veröffentlichte am Samstag ein Foto des Vorfalls über den Kurznachrichtendienst Twitter. »Das ist absolut nicht schön und geht gar nicht«, erklärte die Deutsche Bahn und entschuldigte sich bei Mack. Der Konzern hat auch angekündigt, Gespräche mit den Mitarbeitern führen zu wollen. Mack scheint besänftigt zu sein. Er nannte das Verhalten der Bahn »vorbildlich«. Derweil hat die Bundespolizei die Ermittlungen aufgenommen. Sie will bald alle Beteiligten befragen.

Bei dem Schwarzfahrer hat sich die Bahn nicht entschuldigt. Nach ihren Angaben darf das Sicherheitspersonal im Rahmen der Verhältnismäßigkeit auch Gewalt anwenden, wenn eine Person zu fliehen versucht, um diese dann bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Die DB-Sicherheit ist ein eigenständiges Unternehmen, das von der Bahn AG beauftragt wird.

Der Verdacht liegt nahe, dass einige Sicherheitsleute oft keineswegs verhältnismäßig handeln. In den letzten Monaten hatte es auch einige weitere Fälle gegeben, in denen dem Frankfurter Sicherheitsdienst Misshandlungen vorgeworfen worden waren. Auch Mack sagte, dass er so etwas »nicht zum ersten Mal erlebt« habe. In anderen deutschen Städten kommt es auf Bahnhöfen zu ähnlichen Übergriffen. Security-Leute gehen etwa in Hamburg massiv gegen Obdachlose vor, seit die Stadt im Oktober 2012 die überdachten Vorplätze für die kommenden zehn Jahre an die Bahn übergeben hat.

Um das Verhalten des Sicherheitsdienstes in den Griff zu bekommen, hat Mack gefordert, dass Mitarbeiter Deeskalationsschulungen durchlaufen sollen. Fraglich ist aber, ob solche Maßnahmen Erfolg haben würden. Denn in Sicherheitsfirmen tummeln sich immer mehr Menschen mit rechtsextremem Hintergrund. Diese werden durch Schulungen ihre Überzeugungen sicherlich nicht aufgeben. Anfang des Jahres warnten Brandenburgs Sicherheitsbehörden vor einer Unterwanderung der Sicherheitsfirmen durch Neonazis. Zudem sorgte in Hessen die Enttarnung von Wachmännern aus der rechten Szene für Aufregung. Die Museumsleitung forderte den Sicherheitsdienst vor zwei Jahren auf, die beiden Mitarbeiter, die geholfen hatten, das Keltenmuseum auf dem Glauberg zu bewachen, sofort abzuziehen. Ein solches Vorgehen könnte künftig auch für die Deutsche Bahn ein Vorbild sein.

 

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